Als Mensch, als Mann, als Vater ist man Experte für sich wiederholende Dinge. Das Kind zum Zähneputzen animieren, fürs Schlafengehen begeistern, fürs Wiederaufstehen mitreißen, zum Schuheanziehen anfeuern – mir gehen die dynamischen Worte aus und oft auch die Dynamik selbst.
Das Hamsterrad dreht sich, jeden Tag wieder und pausenlos weiter, und während ich noch die Söckchen meiner Tochter in der Hand halte und mich in Geduld und Ruhe übe, ist sie auf einmal ein Jahr alt, dann drei, bald fünf. Irgendwohin muss sie sein, die Zeit. Wer sie findet oder bei sich hortet (gemein!), kann gern etwas abgeben.
Und dann liegt da plötzlich ein neuer kleiner Mensch vor mir, in seiner ganz eigenen Zeitrechnung, die nur aus Schlafen und Essen zu bestehen scheint. Die Tochter ist jetzt plötzlich eine große Schwester, und ich versuche mich an all die sich wiederholenden Dinge zu erinnern: Windeln wechseln, Köpfchen halten, wenig schlafen. Alles geht wieder langsamer, auch die Große muss jetzt warten lernen – und doch schmilzt die eigene Zeit an allen Ecken und Enden. Aber das ist es wert.
Gleichzeitig merke ich, wie auch meine offenen Flanken wieder zurückkommen. Ich bin verwundbarer, emotionaler angesichts dieses lebendigen Wunders in meinen Armen. Was wird mal aus dir, wo findest du deinen Platz? Ich bin eigentlich ein grundoptimistischer Mensch, aber nun ist sie wieder da, die väterliche Sorge. Willkommen zurück, richte dich ein, du kennst dich ja aus.
Zum Glück sind wir in den vergangenen Jahren aneinander gewachsen. Haben Erfahrungen gesammelt, Spielplätze abgeklappert, immer mehr Kinder in unserem Freundeskreis begrüßt. Sind Eltern geworden, nein: Wir haben uns reingefuchst, es uns erarbeitet – mit jedem Zähneputzen, Ins-Bett-bringen, Schuheanziehen ein bisschen mehr.
Also, du freundliches Baby: Wir sind bereit, komm erst mal an. Ganz in Ruhe. Vom Hamsterrad brauchst du noch nichts zu wissen. Am Ende sind das auch nur Tierchen. Noch kleiner als du, und halb so weich.
Von Christopher Resch