Liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Leserinnen und Leser,
wenn ich meine Tochter so anschaue, denke ich mir manchmal „Man, ist die schon groß geworden“. Dabei ist mein Kita-Knirps im Vergleich zu Teenager-Kindern natürlich noch ziemlich klein. Mit Relationen ist das so eine Sache.
Die Einschränkungen der Corona-Pandemie schienen mir lange arg beengend. Es nervte, was alles nicht möglich war. Und es nervte, sich alle paar Wochen erneut damit zu beschäftigen, ob alles so bleibt, es zu
Lockerungen oder weiteren Verschärfungen kommt. Seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine sehe ich auch das etwas anders. Denn was bitte ist die „Sorge“ vor weiteren Wochen, in denen Kino und Co. nicht möglich sind im Vergleich zur Sorge vor einer möglichen Ausweitung des Kriegsgeschehens in unsere Richtung? Auch in meinem Umfeld spüre ich, wie sich Perspektiven darauf ändern, sich in ein neues Verhältnis zueinander bewegen.
Meiner Tochter sind Gedanken zum Krieg natürlich noch fern. Sie sucht mit mir zusammen Dinge aus ihren Schränken, die sie an Familien weitergeben möchte, die sie gut gebrauchen können. Was es aber tatsächlich bedeutet, kein Bett mehr zu haben oder ausreichend Kleidung versteht sie nicht. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Aus ihrer Perspektive besitzt sie etwas einst Unabkömmliches, das sie nicht mehr benötigt und worüber sich andere freuen. Und das gibt sie auch gerne. Ja, auch hier hat sich ihr Verhältnis zu Teilen ihres Eigentums gewandelt.
Im Verhältnis zu dem, was schulpflichtige Kinder in den vergangenen Jahren schultern mussten, sind Kita-Kinder bislang recht gut durch die Pandemie gekommen. Kleinkinder in Quarantäne, deren Eltern gleichzeitig im Homeoffice arbeiteten und zu deren Wohnsituation kein eigener Garten gehört, mal ausgenommen.
Und so macht sich meine Tochter munter unsere fantastische, aber auch durchaus komplexe Sprache zu eigen und setzt ihre Umgebung ins Verhältnis. Groß und klein, hier und dort, leicht und schwer – einmal mehr sehe ich, wie weit es uns alle bringen kann, wenn wir neugierig sind, offen für neue Erkenntnisse und Perspektivwechsel, bereit, all das in unserem täglichen Handeln umzusetzen.
Herzlichst
Ihre Patricia Liebling
Redakteurin LVZ Familie