Liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Leserinnen und Leser,
die Uhr tickt. Nein, nein, nicht unsere eigene. Wir bleiben für immer jung, wie schon Alphaville in ihrem gleichnamigen tollen Song feststellten. Sicher, als das Lied veröffentlicht wurde, sang meine Mutter mir noch Schlaflieder, aber ich schweife ab. Für immer jung, zumindest gefühlt. Wobei, nach mehreren Jahren mangelndem oder unterbrochenem Schlaf fühle ich mich manchmal eher älter. Ich muss zugeben, mit Anfang 20 hätte ich das besser weggesteckt. Egal. Worauf ich eigentlich hinauswollte: Weihnachten und den für viele obligatorischen Baum.
Der Verkauf von Tannen und Fichten läuft auf Hochtouren. „Wir sind gerade eine Familie geworden, da ist das wirklich schön“, sagt etwa der frisch gebackene Papa Enno Dietrich, der in diesem Jahr seinen ersten Baum kauft, meiner Kollegin Yvonne Schmidt. Ja, das Leuchten in den Augen der Kinder beim Blick auf einen hübsch geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum – unbezahlbar. Auch wir haben unserem
Weihnachtsbaumverkäufer bereits einen Besuch abgestattet. Inzwischen das dritte Jahr in Folge. Spricht man da schon von Tradition? Ich finde ja.
Zur Tradition gehören für uns auch die Tipps, die der Verkäufer uns jedes Jahr mitgibt. Einen für den Mann („Frisch unten absägen”) und einen für die Frau („Jeden Tag einsprühen”). Kann man jetzt als sexistisch interpretieren, oder einfach, wie wir, drüber wegsehen. Und bitte verraten sie ihm nicht, dass wir beides nicht machen und der Baum trotzdem wochenlang fantastisch aussieht.
Stichwort wochenlang: Haben Sie Ihren Baum schon aufgestellt und geschmückt? Oder passiert das erst am Abend vor Heiligabend? Setzen Sie auf klassische rote und goldene Kugeln, auf eine Sammeledition aus Anhängern, getrocknete Orangenscheiben, künstlichen Schnee?
Schreiben Sie uns gerne und geben uns einen Einblick in Ihre ganz persönliche Tradition.
In meiner Kindheit sah ich den geschmückten Baum immer erst Heiligabend. Der Ablauf war stets der gleiche: Das Wohnzimmer wird am Vorabend abgeschlossen und an Heiligabend verharren wir mit dem Ohr an der Tür, bis das Glöckchen ertönt, das wir meist beim ersten Mal nicht hören. Der Baum erstrahlt im Glanz echter Kerzen und ist jedes Mal aufs Neue eine Augenweide. Ja, echte Kerzen. Da mag mancher nun aufschrecken. Aber das gehörte zur Tradition, ebenso wie der Wassereimer in greifbarer Nähe. Den wir übrigens nie brauchten.
Heute steht unser Weihnachtsbaum schon in der Adventszeit und stimmt uns auf das Fest ein. Er trägt künstliche Kerzen – alles andere würde mir bei meinem Wuselkind keine Ruhe lassen. Eine Lichterkette sah auch hübsch aus; unsere Zwergkaninchen machten ihr aber im vergangenen Jahr den Garaus. Keine Sorge: Es geht ihnen zum Glück noch immer sehr gut. Wir beginnen den Morgen mit einem Sprint zum Adventskalender, entzünden zum Abendessen die Kerzen unseres Adventsgestecks und lassen den Baum erstrahlen. Geht es nach mir, leuchtet er in sanftem Weiß. Geht es nach meiner Tochter, auch gerne mal in wechselnden bunten Farben.
Zum späten Nachmittag spazieren wir im Dunkel durch unsere Wohnsiedlung und schauen, in welchen Fenstern wir Lichter entdecken. Wir lesen weihnachtliche Kinderbücher, schauen uns Kinderkonzerte im Stream an. Und hin und wieder schauen wir auch mal einen kurzen weihnachtlichen Film (schauen Sie gerne mal auf meinen Tipp weiter unten). Und so entwickelt sich unsere Tradition, so erlebt unsere Familie den Zauber der Vorweihnachtszeit, der seinen Beginn macht mit dem schönsten Weihnachtsbaum von allen. Den hat nämlich unsere Tochter ausgesucht. Der sollte es sein. Und kein anderer. Damit ist er der Schönste, na klar.
Und nun legen Sie Ihre Uhr beiseite. Hier tickt gar nichts. Sie haben noch bis 23. Dezember Zeit, sich einen Weihnachtsbaum – den für Sie Schönsten – zu kaufen. Lassen Sie sich nicht stressen. Weihnachten dreht sich nicht allein um die besten Geschenke, das tollste und ausladendste Essen. Es geht ums Beisammensein, Harmonie, Besinnlichkeit. Und für alle, die glauben, um noch viel mehr. Denken Sie daran und genießen Sie die restliche Adventszeit.
Ihre Patricia Liebling
Redakteurin LVZ Familie